© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
Stabilität der Venezianerin
Der Italiener an sich liebt einen
guten Schuh. Die Italienerin
liebt einen guten und schönen
Schuh. Die Römerin liebt einen
guten, schönen, eleganten, ja,
einen verführerischen,
hinreißenden, betörenden
Schuh.
Die Venezianerin möchte der
Römerin nicht nachstehen.
Schon gar nicht in
extravaganter
Karnevalsaufmachung.
Das Eleganteste, was die Venezianerin von der Römerin
übernehmen kann, das sind scarpi col tacco alto, in
neuitalienisch: High Heels.
Und da kommt es aber nun auf die
Höhe an. Sie variiert von
5 cm: praktisch flach, geeignet für
Vaporetto;
7 cm: Absatz für tagsüber;
9 cm: ab hier wird es sexy, bis 10,5
cm: der macht wirklich schön,
und das wollen die
Venezianerinnen doch.
über 10,5 cm: gefährlicher als ein
nicht gasfreies Tankschiff
Was diesen Schuh auszeichnet, ist seine Wirkung auf die
Erscheinung der weiblichen Figur. Durch das Höherlegen
der Sprunggelenke über dem Boden wird eine
Gewichtsverlagerung zwischen Vor- und Rückfuß bewirkt
und damit eine Schwerpunktverlagerung, die die gesamte
Körperhaltung verändert. Es wird damit Brust und Gesäß
betont und es entsteht ein erotisierend Hüften wiegender
Gang.
Ein High Heel ist wie ein rassiges Sportboot und ein
unglaubliches Kunstwerk. Man braucht ihn nicht, aber man
begehrt ihn, man betet ihn an, man muss ihn haben. Ein
wirklich guter High Heel ist so konstruiert, dass er die
Dame im vorteilhaftesten Winkel ausstellt.
Warum sich also unters Messer legen oder im Fitnessstudio
quälen? Ein Stiletto ist der wirkungsvollste Ersatz.
Iris z.B. trägt Malono Blahnik und Petra hat welche von
Ragazzo. Dort soll man auch die passende Peitsche dazu
bekommen.
Es gilt die Formel: Je höher, desto teurer, desto besser. je
höher der Absatz, desto straffer die Waden. Und je dünner
der Absatz, desto größer die optische Täuschung. Daraus
ergibt sich folgende Formel:
Absatzhöhe + Absatzdicke - (Schenkel + Waden) x 2 = Beine
+ Hüftschwung.
Oder so ähnlich.
Ein High Heel ist wie ein rassiges Sportboot und ein
unglaubliches Kunstwerk. Man braucht ihn nicht, aber man
begehrt ihn, man betet ihn an, man muss ihn haben. Ein
wirklich guter High Heel ist so konstruiert, dass er die
Dame im vorteilhaftesten Winkel ausstellt.
Warum sich also unters Messer legen oder im Fitnessstudio
quälen? Ein Stiletto ist der wirkungsvollste Ersatz.
Iris z.B. trägt Malono Blahnik und Petra hat welche von
Ragazzo. Dort soll man auch die passende Peitsche dazu
bekommen.
Es gilt die Formel: Je höher, desto teurer, desto besser. je
höher der Absatz, desto straffer die Waden. Und je dünner
der Absatz, desto größer die optische Täuschung. Daraus
ergibt sich folgende Formel:
Absatzhöhe + Absatzdicke - (Schenkel + Waden) x 2 = Beine
+ Hüftschwung.
Oder so ähnlich.
Und was das mit Schiffbau zu tun hat?
To heel ist die englische Bezeichnung für „krängen." Da
sind wir bei der Stabilität des Schiffes. Und mit der
Höhenlage des Schwerpunktes hat die Stabilität ja auch
etwas zu tun.
Und nun das Problem der
Venezianerin:
Sie muss sich im Vaporetto
behaupten, nur mit dem
Vaporetto kann sie sich
durch die Lagunenstadt
bewegen.
Das Vaporetto ist nicht
etwa ein Dampfmoped,
sondern das, was man in einer Metropole braucht, die
Metro. Am linken Niederrhein der Bus!
Hier in Venedig natürlich wie alles, was sich bewegt, auf
dem Wasser, mit dem Schiff.
Ursprünglich das Dampfschiffchen.
(Wir erinnern uns, von meinem
Freund Robert Fulton erfunden!)
Heute wieseln die Vaporetti im 10-Minutenabstand nicht
mehr mit gemütlichem Dampf, sondern mit hektischer
Dieseltechnik. Und damit geht alles mit Ruck und Bums
und Schubs und Sprung. Die Anlegemanöver sind wahre
artistische Akrobatikexzesse, die in fliegender Eile
abgehaspelt werden.
Was einem echt leid tun kann - wenn man eine Weile mit
der so sehr sensiblen
Schiffbauerseele zugehört hat - das sind die Wendegetriebe
und Kupplungen.
...und die Venezianerin, die hier ihre Lust auf High Heels
nicht so ganz ausleben kann, den Absatz reduzieren muss,
sich anlehnen muss, sich festhalten muss, breitbeinig stehen
muss, wie ein russischer Seemann.
Durch den regen Schiffsverkehr auf dem Canale Grande ist
natürlich auch eine nicht unbedeutende und ständig
richtungsweisende
Wellenbewegung
abzureiten und damit
verstärken sich die
Stabilitätsprobleme.
Man muss also hier
schon mit der
dvnamischen Stabilität rechnen, die durch den
höhergelegten Gewichtsschwerpunkt und das reduzierte
Breitenträgheitsmoment in der Hüfte zu einer recht kleinen
metazentrischen Höhe führt. Eigentlich sogar zu einer
negativen Anfangsstabilität, d.h. auf dem Vaporetto schon
gefährlich auf stilliegendem Schiff.
Wenn man z. B. ein Erfahrungsaustausch-pläuschchen
feiner Venzianerinnen belauschen kann, erfährt man
folgendes:
„Annabelle hat von 150 Paar Schuhen schon 30 High Heels.
Sogar bis zu 11 cm hoch. Und sie ist erst knapp über 30!"
„Von High Heels kann man nie genug haben, man muss für's
Älterwerden vorsorgen."
„Anfängerinnen sollten robustere Stilettos wählen am
besten mit Riechen, die Halt geben. Slingpumps und
Pantoletten, die nur mir viel Glück am Fuß bleiben, sind
den Fortgeschrittenen vorbehalten. Ein hervorragendes
Übungsgelände sind Supermärkte. Man hat einen tipptopp
glatten Laufsteg, kann bei Bedarf ausruhen und sich für ein
Spaghettipäcken oder ein Weinetikett interessieren und vor
allem, man kann sich am Einkaufswagen festhalten."
„Mit guten Heels sehen Straßenklamotten wie
Designerkleidung aus."
„Was die Dame beachten muss ist der vorgesehene Ort der
Anwendung. Verdrussbringer können sein: Kies,
Kopfsteinpflaster, Gras, Gitter, Tränenblech auf dem
Vaporetto, hochfloriger Flokatiteppich,
sonnenaufgeweichte Teersstraßen (nicht in Venedig), glatte
Marmorflächen, Sandstrand, Treppen ohne Handlauf."
„Treppauf geht man nur auf den Zehenballen, beim
Heruntergehen geht man etwas schräg und langsam.
„Nicht anwenden sollte man High Heels beim ersten
Besuch zukünftiger Schwiegereltern oder beim Pfarrer."
„Wichtig ist auch die Vorsorge, wie man nach Hause
kommt, wenn ein Absatz abbricht. Man sollte immer genug
Geld für ein Taxi (hier Wassertaxi) haben. Trampen mit
High Heels ist sehr gefährlich."
Heerscharen von Sicherheitsingenieuren machen heutzutage
allenthalben Gefährdungsbeurteilungen und suchen Risiken
zu minimieren. Wäre ihr Blick nicht abgelenkt, würden sie
das Stabilitätsproblem der Venezianerin erkennen: Es ist
nicht frei von wirklichen Gefahren! Das Wiegen der Hüften
durch den halsbrecherischen Einsatz von High Heels führt
zu einem unsicheren Gang mit der latenten Gefahr des
Umknickens. Dabei ist die Gefahr der Verletzung umso
größer, je kleiner die Absatzfläche ist. Auf jedem exklusiven
Schiff sind hierfür extra Handläufe anzuordnen.
Ein halbwegs sicheres Gehen in Schuhen mit Absatzhöhen
zwischen 10 und 14 Zentimetern erfordert viel Ubung und
ist dennoch nicht auf jedem Untergrund und bei jeder
Untergrundneigung gefahrlos möglich. Häufiges und
längeres Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen führt im
Laufe der Zeit zu krankhaften Veränderungen des
Fußskeletts, zu Muskelüberlastungen und -verkürzungen,
verschlechtert die Durchblutung der unteren Extremitäten
und leistet verschiedenen orthopädischen und
gefäßbedingten Krankheitsbildern Vorschub.
Die Garderobe sollte jedoch stets so ausgewählt sein, dass
im Ernstfall (z.B. wenn ein Absatz abbricht) die Arme auf
einen starken Arm transportiert werden kann. Ein
Huckepacktransport, wie man ihn im Erste-Hilfe-Kurs
lernt, sieht weniger fein aus. Man sollte dazu stets den
aktuellen Weight-Watchers-Ausweis mit sich führen.
Eines sollte eine Venezianerin niemals in High
Heels machen: Auf einen Tisch mit aufgestelltem Stuhl
aufsteigen um mit Ganzkörperdrehung die Glühlampe der
Deckenleuchte zu erneuern.
..bei der Etagenhöhe in den Palazzi!
Auch die Reparatur eines Siphons sollte eine feine Dame
nicht mit High Heels angehen. Was soll denn der
Installatore denken?
High Heels gehören nicht
ausschließlich zur
Abendgarderobe, sie passen
auch zu Jeans, Miniröcken
und Pyjamas, ja sogar zu
ohne was.
Man braucht nur etwas
Sinn für das Abenteuer.
Aber Achtung: Alkohol und
hohe Absätze sind eine üble
Kombination.