© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V. 
 
 
  
  
 
 
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
  Wir machen einen Fisch
 
 
  Ein Handbuch zur Herstellung eines Badefisches für Rosa 
  mit Bildern von Klaus Schmitt.
 
 
  Wie ein Fisch aussieht weiß man. Den nachzubilden ist in 
  Holz eigentlich leicht und schnell erledigt.
  Wenn er auch schön sein soll, braucht man verschiedene 
  Hölzer. Auch das ist einfach, wenn man weiß, wie ein 
  Fisch filetiert wird.
 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
  Nun kommt es darauf an, dass ein Fisch auch tut was er 
  soll, nämlich schwimmen. Aber nicht wie ein Schiff, 
  sondern wie ein Fisch eben. Wenn man den Fisch aus 
  schweren Hölzern macht, dann muss man die 
  Schwimmfähigkeit natürlich überprüfen. Dazu bemüht 
  man einmal mehr den alten Archimedes.
  Zur Vorbereitung der praktischen Prüfung benötigt man 
  einen Spargeltopf, ausgerüstet mit einer
  Messlatte.
  Man registriert den Nullwert des Pegels,
  H= 20,1 cm.
 
  
 
  Man nehme: Den roh geschliffenen Fisch…
 
 
  ...umhülle ihn mit einem hauchzarten Folienbeutel, der 
  wie ein Badeanzug die Formen genau zeigt (man stelle 
  sich das Fräulein Helen in feinster Klarsichtfolie vor)
 
 
  Man taucht den Fisch komplett ein und stellt an der 
  Messlatte fest, (Peilflüssigkeit nicht vergessen!) wie
  der Wasserstand gestiegen ist: Delta H = 2,2 mm
 
 
  Das Volumen ist leicht zu errechnen, wenn man die 
  Kreisflächenberechnung noch beherrscht. (Lehrer Zengel 
  5. Klasse oder nach dem alten Studentenlied:
  „Die Liebe zur Weisheit ist Philosophie, doch der Inhalt 
  des Kreises ist r Quadrat pi." - Gesungen merkt man sich 
  das besser)
  Bei dem nachgemessenen Spargeltopf-durchmesser von 
  16,2 mm ergibt sich die Fläche des Spargeltopfes
  A
  A = 8,1 Quadrat mal pi = 206,11 gem
  Das Volumen ist dann V = A * Delta H = 453,44 ccm.
  Dann lässt man den Fisch aufschwimmen und registriert 
  wieder den Wasserstand im Spargeltopf.
  Damit kann man das Gewicht des Fisches bestimmen
  bei Dichte des Wassers = 1
  Der Schiffbauer nennt das Deadweight D, das 
  Totgewicht, auch wenn der Fisch noch leben würde.
  Bei Delta H = 1,3 mm wird D = 206,11 * 1,3
  = 267,9 8
  Man kann natürlich den Fisch auch einfach wiegen.
  Das Rechenergebnis lässt sich damit kontrollieren.
  Gewicht = 270 g
  Merke: Gewogen ist Fisch immer Etwas schwerer, weil 
  der Fischer das so braucht.
 
 
  Nun weiß der Schiffbauer, ein Schiff schwimmt besser, 
  wenn in seiner Konstruktion Erleichterungslöcher 
  eingeschnitten sind.
  Der liebe Gott wusste das auch schon und hat dem Fisch 
  Schwimmblasen eingebaut.
  Fazit, das Volumen ist größer als das Gewicht, also: 
  Hurra, der Fisch schwimmt. So soll es sein.
  Das macht Archimedes lächeln.
  So weit so gut.
  Und jetzt Butter bei die Fische - jetzt kommt natürlich die 
  Problematik: Stabilität. Man kann nicht Stabilität 
  predigen und einen Fisch bauen, der wie ein see kranker 
  Junkie herumhängt oder gar ständig rebellische 
  Kenterabsichten hegt.
  Das wussten die alten Ostindienfahrer schon, da fährt 
  man mit Ballast.
 
 
  Auch Noah hat die grauen Elefanten in die unteren 
  Räume gestaut. Und von den alten Schweden kann man 
  lernen: Nicht so viele Kanonen auf den oberen Decks! 
  Deshalb gibt es den mahnenden Ausruf:
 
 
  "Alter Schwede!"
  Noch ein bisschen fleißiges Schleifen und schön seefest 
  und tropensicher konservieren, dann ist der Fisch fertig 
  für Rosas Bad. Die Schwimmfähigkeit und die 
  Kentersicherheit sind werftseitig geprüft, und wie das so 
  üblich ist, das Attest wird nachgereicht.
  Klaus Schmitt
 
 